sowi:doc Awards 2018

Die ersten sowi:doc Awards (für das Studienjahr 2017/2018) gingen an:

Georg Kanitsar

Soziologie

„Solidarity and Punishment. An Experimental Inquiry into the Sources of Social Order“

Das Dissertationsprojekt untersucht den Einfluss verschiedener Bestrafungsformen auf die Entstehung sozialer Solidarität. Dazu führte Georg Kanitsar Laborexperimente durch, in denen Probanden wiederholt in einem Kooperationsdilemma interagierten, während die Möglichkeit unkooperatives Verhalten zu sanktionieren zwischen Interaktionsgruppen variiert wurde. Die Laborexperimente offenbarten Vorzüge und Limitationen unterschiedlicher Bestrafungsformen. Institutionalisierte Bestrafung, vollzogen von einem zentralisierten Kontrollmechanismus, war effektiv in der Aufrechterhaltung von Kooperation, beeinträchtigte jedoch die Entstehung von Solidarität. Demgegenüber erwies sich dezentrale Bestrafung, die von den Probanden selbst durchgeführt wurde, als schwierig zu koordinieren.

Georg Kanitsar studierte und forschte an der Universität Wien an der Schnittstelle zwischen Soziologie und Ökonomie. Seine Dissertation verfasste er am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien unter der Betreuung von Prof. Bernhard Kittel. Seit September 2017 ist er Universitätsassistent am Institut für Soziologie der Wirtschaftsuniversität Wien.

Kontakt: georg.kanitsar@wu.ac.at

 

Kathrin Karsay

Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

„Objekte der Begierde. Inhalt und Wirkungen sexualisierender Medien.“

Die Dissertation untersucht in vier empirische Studien Inhalt und Wirkungen sexualisierender Medien, in denen dargestellte Personen auf ihr Aussehen und ihre Sexualität reduziert und als Lustobjekte inszeniert werden. Aus den Befunden geht hervor, dass visuelle Sexualisierung – vor allem von Frauen – ein weit verbreitetes Medienphänomen ist, das zunehmend an Relevanz gewinnt. Die Wirkungsstudien zeigen, dass die Nutzung sexualisierender Medien zu einer Überbewertung des eigenen Aussehens gegenüber der eigenen Persönlichkeit, kurz Selbstobjektifizierung, führt. Zusammengenommen weisen die Ergebnisse auf potenziell negative Konsequenzen für die psychosoziale Gesundheit und das Zusammenleben von MediennutzerInnen hin und sind daher für Eltern, PädagogInnen und politische Akteure gleichermaßen relevant.

Die Dissertation wurde auch mit dem Award of Excellence des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet.

Kathrin Karsay verteidigte im Frühjahr 2018 ihre Dissertation an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien. Derzeit forscht sie als Postdoc am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Neben Ihren Untersuchungen zu Körperidealen und Stereotypen in Massenmedien beschäftigt sie sich mit den Folgen der Smartphonenutzung bei Kindern und Jugendlichen.

Kontakt: kathrin.karsay@univie.ac.at

 

Lucy Kinski

Politikwissenschaft

„Whom and how to Represent? National Parliamentarians and their Patterns of Representation in EU Affairs: A Comparative Analysis

Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Repräsentationsverständnis nationaler Parlamentsabgeordneter in der Europäischen Union (EU) und geht unter anderem der Frage nach, unter welchen Bedingungen nationale Abgeordnete neben den nationalen WählerInnen auch die Interessen anderer EU-BürgerInnen miteinbeziehen. Die Studie nimmt einen vergleichenden Blick auf die Praxis der Repräsentation in den Parlamenten von Österreich, Deutschland, Irland und dem Vereinigten Königreich. Die empirischen Analysen basieren auf einem umfassenden quantitativen Datensatz von repräsentativen Claims in nationalparlamentarischen EU-Debatten sowie auf 66 anonymisierten qualitativen Interviews mit Abgeordneten in den vier Parlamenten. Bei der Behandlung von EU-Angelegenheiten berücksichtigen die nationalen Abgeordneten andere EU-BürgerInnen neben nationalen BürgerInnen. Sie sprechen für das Allgemeinwohl, aber auch für die Anliegen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen. Darüber hinaus ist eine euroskeptische Europäisierung zu beobachten, wobei euroskeptische Abgeordnete links der Mitte die Hauptantriebskräfte für die Europäisierung nationalparlamentarischer Repräsentation sind.

Lucy Kinski ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Fellow am Institut für Deutsches und Internationales Parteienrecht und Parteienforschung (PRuF). Zuvor war Sie Doktorandin im FWF-geförderten Forschungsprojekt PACE – Parliamentary Communication of Europe am Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Parteien und Parlamente im Kontext der Europäischen Integration.

Kontakt: kinski@hhu.de

 

Die sowi:doc Awards 2018 wurden im Rahmen des ersten Tags der Nachwuchsforschung an der Fakultät für Sozialwissenschaften am 6. November 2018 feierlich verliehen.